Neues Leben in alten Höfen

„Neues Leben in alten Höfen – Innovative Nutzungsbeispiele von traditionellen Vierkantern“ heißt das vor Kurzem veröffentlichte Buch des LEADER-Projekts „Vierkanter“. Das Buch beleuchtet den Vierkanter gleich von mehreren interessanten Seiten: Von der historischen Entwicklung der Höfe, über ihre baulichen und kulturellen Besonderheiten bis hin zu innovativen Nutzungskonzepten, wie zum Beispiel „Urlaub am Bauernhof“, der Direktvermarktung regionaler Produkte oder als Standort für Büros.

Darin werden Höfe aus der Region vorgestellt, welche sich durch ihre innovative Art der Nutzung ihres Vierkanters hervorheben und so anderen Vierkanterbesitzern Mutmacher und Ideengeber sein können. Auch der Straußhof wird darin vorgestellt. Näher erläutert wird dabei, woraus sich das Nutzungskonzept der Saatgutvermehrung“ entwickelt hat…

Motivation: Was war der Ausgangspunkt bzw. die Überlegungen für das Veränderungsvorhaben?

Die gemeinsame Geschichte der Familie Födermayr und des Straußhofes begann im Jahr 1929 mit der Gründung der Zuckerfabrik in Enns. Der Hof wurde als Zuckerrübenversuchsbetrieb gepachtet und Reinhard Födermayrs Großvater als Gutsverwalter eingesetzt. 1937 kauften die Großeltern einen Teil des Hofes. Komplett in den Familienbesitz kam der Vierkanter erst 20 Jahre später. Im Jahr 2007 übernahmen Reinhard und Claudia Födermayr den Straußhof von den Eltern.

Durch die fruchtbaren und den erfolgreichen Zuckerrübenbau wurden schon früh die Weichen zur Spezialisierung auf den Ackerbau gestellt. So wurde bereits Ende der 50er Jahre Mais am Straußhof angebaut, der florierende Betriebszweig ließ die Mechanisierung rasch voranschreiten. So kam es auch, dass der Betrieb seit Anfang der 60er Jahre viehlos geführt wird.

Durch die rasche Mechanisierung im Ackerbau und den Einsatz größerer Maschinen, wurde es nötig, für diese eine passende Unterstellmöglichkeit zu schaffen, da die Räumlichkeiten des Vierkanthofes mit vielen schönen Gewölben dafür nicht geeignet sind.

Der Nachbarhof „Voglsang“, der sich ebenfalls im Besitz der Familie Födermayr befindet, dient heute als Unterkunft für die Saisonarbeiter. Des Weiteren dient der Stadl des Hofes als Stroh- und Getreidelager und für die Maschinenunterbringung.

Intention: Was wollten Sie damit erreichen und wie funktionierte die genaue Umsetzung? Was wurde gemacht? Was waren die Holpersteine? Was gibt es zu beachten, wenn man etwas Ähnliches machen möchte?

Dass die zwei Vierkanthöfe „Straußhof“ und „Voglsang“ in ihrer ursprünglichen Form erhalten sind, haben sie der Familie Födermayr zu verdanken. Schon die Eltern von Reinhard haben viel in Mauertrockenlegung und Fassadenerhaltung investiert. Im Wirtschaftstrakt befinden sich heute noch kleine, alte Fenster, auch die erneuerten Fenster sind aus Holz. Ebenso blieben die Graniteinfassungen der Fenster, Türen und Tore erhalten. Die prunkvollen Stuckdecken wurden mühevoll restauriert; so ist in der Stuckdecke des Wohnzimmers der Doppeladler abgebildet, ein Privileg aus Zeit der österreichischen Monarchie. Auch die alten Stallgebäude sind noch erhalten. Lediglich die Aufstallungen wurden entfernt und die Böden betoniert, sodass die Räume heute als Garagen und Lagerräume genutzt werden.

Emotion: Wie geht es Ihnen mit dem Ergebnis? Würden Sie heute etwas anderes machen; wenn ja was?

„Wir halten die Landwirtschaft fit für die Zukunft und suchen für die Räumlichkeiten in den beiden Höfen nach neuen Nutzungsmöglichkeiten, damit auch für die nächste Generation das Interesse geweckt wird“, berichtet Reinhard.

Für die Nachnutzung der leer stehenden Teile des benachbarten Voglsanggutes hat das Ehepaar schon die eine oder andere Idee im Kopf: „Aber das braucht noch. Manchmal muss man die Dinge auch reifen und auf sich zukommen lassen, bis der richtige Zeitpunkt zur Umsetzung gekommen ist.“